Hölderlins asklepiadeische und alkäische Ode

zwei metrische Typologien in einer rhythmischen Tendenz

  • Boris Previšić

In der Hölderlin-Forschung wurde das Hauptaugenmerk lange Zeit auf die philosophischen Implikationen seiner Begrifflichkeit gerichtet. Erst seit kurzem gibt es vereinzelt Versuche, Hölderlins Texte auch als Dichtung zu rezipieren, bei der die Metrik eine zentrale Rolle spielt. Namhaft ist hier insbesondere Winfried Menninghaus’ Hälfte des Lebens – Versuch über Hölderlins Poetik (2005) zu erwähnen. Der Autor versucht in diesem Buch wohl das berühmteste Gedicht Hölderlins von der rhythmischen Figur des Adoneus her neu aufzurollen und so Hölderlin neu zu charakterisieren: Sein Werk ist nicht nur durch die männlich „harte Fügung“ (so der Ausdruck vom ersten Herausgeber von Hölderlins Gesamtwerk, von Hellingrath) oder die „Parataxis“ (um auf Adornos Aufsatz zu verweisen), sondern auch durch etwas fließend Weibliches geprägt. In diesem Aufsatz soll explizit auf die strukturelle Differenz zwischen dem Metrum der vorgegebenen Form, hier exemplarisch der Odenform, und dem individuell realisierten Rhythmus eingegangen werden, um die rhythmisch-metrische Haupttendenz von Hölderlin vor dem Übergang in den freien Vers der großen Gesänge auszumachen. Damit soll aufgezeigt werden, dass es von zentraler Bedeutung ist, metrische Besonderheiten gerade in Hölderlins Dichtung für die Interpretation nicht nur zu berücksichtigen, sondern als Ausgangspunkt ihrer Semantik zu nehmen. Read more